Nach meinen ganzen Diäten-Desastern und einige Kreislaufzusammenbrüche später beschloss ich, endlich etwas Neues in Punkto Ernährung zu finden. Mich beschäftigte vorallem die Frage, warum z.B. Tiere genau wissen, was und wieviel sie essen müssen und warum der Mensch das nicht weiß. Wusste er es einmal und hat es im Laufe der Zeit vergessen? Wenn ja, warum hat er es vergessen?
Diese Frage kam nicht von ungefähr. Ich beschäftigte mich ohnehin mit dem Phänomen der Intuition, da mir von vielen Seiten nachgesagt wurde, dass ich ein äußerst sensibles Gespür für die Gefühle anderer Menschen hätte, schnell herausfinden könne, wer es gut mit mir meint und wer nicht und wirklich schnell erkennen konnte, wie sich die Menschen in meiner Umgebung fühlten. Ich recherchierte, woher so ein Gespür kommt und kam zu dem Ergebnis, dass man diese Mechanismen in der Kindheit erlernt. Wenn man im Elternhaus eine strengere Erziehung genossen hat und/oder ohnehin ein sensibler Mensch ist, zu denen ich mich selbst auch zähle, dann versucht man sich als Kind automatisch an andere anzupassen, wo es nur geht (vorwiegend zunächst an die Eltern). Das ist ein natürlicher Prozess. Man schaut sozusagen immer nach den anderen Menschen, versucht die Gefühle und Stimmungen aus denjenigen herauszulesen, um nur nichts Falsches zu machen oder zu sagen. Am Ende dieses Prozesses kann unser Gehirn innerhalb von Sekunden erkennen, wie das Gegenüber so drauf ist und ob man sich sympathisch ist oder ob man garnicht miteinander klarkommen wird.
Diese Fähigkeit ist so unergründlich und mit dem bewussten Denken so schlecht nachzuvollziehen, dass sie einem schlichtweg wie eine Art Magie vorkommt. Eigentlich handelt es sich aber um etwas Körperliches. Die Augen senden einen Bericht an das Gehirn über Körpersprache, Mimik und Gestik des Gegenübers. Dabei werden unheimlich viele Details (Lachfältchen? Farbgebung der Kleidung? Stimme? Geruch? Wacher Blick oder traurig? usw.) übertragen, da man quasi auf diese Wahrnehmung ’spezialisiert‘ ist und man es irgendwann einmal als wichtigen Teil für das ‚zwischenmenschliche Überleben‘ für sich entdeckt hat.
Was ist daran nun verkehrt?
Nun. Ich sage nicht, dass dies eine schlechte Fähigkeit ist, es ist sogar eine wundervolle Gabe.
Das Problem daran ist allerdings, dass beim Studieren und Abchecken der anderen Leute Stück für Stück das Gefühl für sich selbst verloren geht.
Es gibt viele Menschen – und das tauchte in der Literatur immer wieder auf – die einfach kein oder nur sehr wenig Gefühl für ihre Wünsche, Bedürfnisse und ihren Körper haben. Nun wird einem als Kind ja auch nicht gesagt: „Was möchtest Du denn?“, sondern meistens heißt es: „Du sollst das und das tun, und wenn du brav bist, dann haben wir Dich lieb.“
Man spricht Kindern somit grundsätzlich eine eigene Meinung über ihre Bedürfnisse ab. Das ist fatal!
Ich z.B. habe in meiner Kindheit nie gelernt, meine Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken, weil es einfach nicht drin war. Ich wurde nie darauf hingewiesen, in mich hineinzuhorchen und zu fühlen. Ich spürte nur, dass meine Eltern viel um die Ohren hatten, wir waren drei Geschwister und jeder wollte etwas anderes. Also habe ich mich immer untergeordnet und angepasst, auch weil ich sehr viel Angst vor Ärger mit meinen Eltern hatte. Heute weiß ich, dass ich harmoniebedürftig war. Nicht dass ich meinen Eltern irgendeine Schuld zuweisen wollen würde, ihnen ging es mit Sicherheit nicht anders in ihrer Kindheit, sie haben es ebenfalls nicht anders erlebt und gelernt und es später auch nicht hinterfragt.
Später als Erwachsener kommt man eben nicht mehr darauf, dieses Muster zu hinterfragen, weil es ja eigentlich immer so war.
Allerdings erwarten nun alle von dir, dass du genau weißt, was du willst und auf eigenen Beinen stehst. Toll…
Wie soll das bitteschön gehen?
Zusammenfassend:
Die Intuition ist eine Schutzfunktion, die uns vor vermeintlich „schlimmen“ Situationen bewahrt. Sie kann uns aus dem Bauch heraus eine Richtung geben und uns unterbewusst leiten.
Es gibt wie oben beschrieben also zwei Arten von Intuition: eine nach außen gerichtete und eine nach innen gerichtete.. ich weiß, das hört sich total nach Psychogequatsche an (es tut mir ehrlich Leid), aber es ist wichtig, um die Hintergründe für das Intuitive Essen zu verstehen.
Diese Intuition hat man nach meinen obigen Ausführungen in der Kindheit also immerzu trainiert:
… (nach außen schauend) …
„Was erwarten die anderen von mir und was kann ich tun, damit diese Erwartungen erfüllt werden, damit es mir gut geht und ich kein schlechtes Gefühl habe?“
Ein anderer wichtiger intuitiver Ansatz wäre allerdings:
… (nach innen schauend) …
„Was erwarte ICH von mir und was kann ich tun, damit es MEINEM Körper/Geist etc. gut geht und ich glücklich bin? Was tut mir gut, was schlecht?“
Die Antwort auf die Frage, warum Tiere wissen, was und wieviel sie essen können: Sie haben vermutlich eine instinktive innere Intuition. Sie wissen also instinktiv, was und wieviel ihnen von welchen Nahrungsmitteln gut tut. Außerdem schauen sie seltener nach außen, wenn es um die Nahrung geht, da sie wissen, sie überleben sonst nicht. Sie können nicht im Nahrungsmangel einfach mal sagen: „Hey, ich überlasse Dir jetzt mal das Stück Aas, weil ich keinen Streit mit Dir möchte!“ … nein, das können sie nicht. Sie überlassen das Futter erst dem anderen, wenn der offensichtlich stärker ist als sie selbst, denn dann wäre das Leben ja erst ernsthaft wieder bedroht, oder?
Wir Menschen haben demgegenüber ein großes Problem: Unsere innere Intuition ist sozusagen „verschüttet“. Sie ist nicht weg, sondern wird oder wurde nur nicht gebraucht, da wir gelernt haben, nach außen zu schauen, was die anderen machen. Um die innere Intuition, um die es auf meinem Blog insbesondere geht, zu aktivieren bedarf es jedoch nur einiger Übung, Bewusstmachung und Achtsamkeit.
Ich weiß nicht, wie es Euch nach diesem Artikel so geht, aber ich habe für mich beschlossen, nun auch die seltener oder eventuell garnicht gebrauchte ‚andere‘ Seite der Intuition – die nach innen schauende – zu trainieren.
Dies tue ich nicht nur im Bezug auf Ernährung, sondern auch bezüglich Bewegung, Entspannung, sozialen Kontakten usw. Ganz wichtig ist dabei zu erwähnen, dass es dazu das Prinzip der Achtsamkeit gibt. Wer möchte, kann sich dahingehend einmal belesen.
Ich achte in Zukunft mehr darauf, was ich brauche und was mir gut tut. Was mir nicht gut tut, versuche ich abzumildern oder ganz zu lassen. So auch beim Essen.
Dazu im nächsten Artikel mehr. Dieser folgt bald!